Vor der Saison: Tübingen Hawks zwischen Mittelfeld und Klassenerhalt

von Johannes Knuth

Tübingen Hawks Baseball Team

Tübingen Hawks Baseball Team

Vor kurzem haben die Hawks ihr Baseballfeld begradigt. Eine große gelbe Walze ist über den welligen Platz gefahren, jetzt ist das Gras braun-grün und immer noch ein wenig matschig. Sobald man den Platz betritt, sinken die Stollen tief ein, doch die Spieler  der Hawks nehmen darauf keine Rücksicht. Seit Mitte März werfen, schlagen und rennen sie wieder auf ihrem Platz. Am Donnerstag stand bereits das Abschlusstraining an, am Samstag reisen die Habichte zum ersten Pflichtspiel bei den Freising Grizzlies.

Vieles wollten die Hawks in der Winterpause begradigen. Nachdem das Projekt Europameisterschaft 2010 Anfang des Jahres scheiterte, gingen die Habichte die Baustelle Zweite Bundesliga an. Das Infield, ein großes Fragezeichen vor der vergangenen Spielzeit, hat mit Catcher Bernd Goudswaard (Saarlouis) und dem Südafrikaner Sean Cassisa Zuwachs erhalten. Im Outfield stößt Sebastian Friedmann zur Mannschaft. Wie Cassisa und Goudswaard hat er bereits für die Hawks gespielt. Die wichtige Werferposition ist immer dagegen immer noch dünn besetzt. Immerhin sind die Werfer aus dem Vorjahr – Benjamin Burkhart, Dennis Jeworowski, Christoph Ernst und Michael Schnabel – gesund und in guter Verfassung. Weil mit Jamie DesRoches (Karriereende) nur ein Spieler die Tübinger verlassen hat, glaubt Hawks-Vizevorstand Markus Rudolph: „Wir haben etwas mehr Ruhe als in der letzten Saison. Der Kader hat genügend Potential für die zweite Liga.“

Das Potential sieht auch Rouven Führmann, der in dieser Spielzeit wieder als Spieltertrainer fungiert. Er weiß aber auch, dass Können und Erfahrung in der zweiten Liga nicht ausreichen. Die Liga besteht in diesem Jahr aus neun Mannschaften, das Niveau ist gestiegen. Meister Ladenburg hat auf den Erstliga-Aufstieg verzichtet und wird mit Absteiger Neuenburg sowie den Bundesliga-Reservemannschaften aus Heidenheim und Regensburg den Titelkampf austragen. „Für uns ist der Klassenerhalt das Ziel, das Mittelfeld das höchste der Gefühle“, sagt Führmann.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Habichte vor allem ihre chronische Schlagschwäche abstellen. „Ein mentales Problem, uns haben zuletzt die Frechheit und Unbekümmertheit gefehlt“, klagt Vizevorstand Rudolph. Im Baseball erhalten die Offensivspieler mehrere Chancen, den Ball eines gegnerischen Werfers möglichst gut zu treffen. Suchen sie sich einen schlecht geworfenen Ball aus, hat die gegnerische Verteidigung leichtes Spiel, egal wie gut der Schlagmann ist. Das ist den Hawks in der vergangenen Spielzeit sehr oft passiert. „Eine Frage der Motivation, daran muss jeder Spieler individuell arbeiten“, glaubt Führmann.

Führmann will aber auch die Motivation innerhalb der Mannschaft stärken. Einen Ausflug unternehmen, zum Bowling gehen, Hauptsache kein Baseball. Nur 13 Spieler stehen im Kader der Hawks, ein wackeliges Personalgerüst. Wenn sie den Klassenerhalt schaffen wollen, „müssen alle an einem Strang ziehen“, sagt Führmann. Gesund bleiben müssen sie auch. Und sie müssen einen guten Saisonstart erwischen. Gleich zu Saisonbeginn bestreiten die Hawks vier Spiele gegen die Aufsteiger Freising und Darmstadt. Beide Mannschaften sollten sie in der Tabelle hinter sich lassen, um nicht abzusteigen.

Mehr ist für die Habichte derzeit nicht möglich, auch mittelfristig nicht. Dafür ist der Etat des Vereins zu klein. „Die erste Liga ist weit entrückt. Für uns wäre es schon ein Erfolg, wenn wir uns in der zweiten Liga halten“, weiß Vizevorsitzender Rudolph.